Nach 4 ½ Monaten anstrengender Farmarbeit genehmigten wir uns ein größeres Abenteuer. Wir wollten einen Roadtrip mit einem gemietetem Auto machen. Nach langer Planung und Preisevergleichen mieteten wir uns einen Campervan, welcher im Rücksitzbereich entweder zu einem Tisch mit Bänken oder einem Bett umgebaut werden konnte. Ziemlich praktisch und komfortabel, wäre da nicht das Problem des ungeübten Fahrens gewesen. Meine Führerscheinprüfung war schon eine Weile her und seitdem bin ich weder in Deutschland noch in Australien gefahren.
Als wir unseren Van bei der Autovermietung abholten, war das Fahren für mich wieder so neu, dass ich nur mit riesem Herzkopfen und zitternden Fingern irgendwie ausparken und auf den nächsten Parkplatz rauffahren konnte. Zum Glück war zu meiner seelischen Unterstützung unser Chef dabei, der das Auto erst einmal durch den Berufsverkehr nach Hause navigierte. Später übte ich dann das verantwortungsvolle Fahren mit Kevin als seelische und informative Unterstützung durch die eher leeren Straßen von Kwinana. Dies lief eher chaotisch ab, aber wir kamen heil wieder zu Hause an.
Am nächsten Tag ging es dann nach einem weiteren Arbeitstag ans Packen und losfahren. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch gefüllt mit Abenteuern und neuen Herausforderungen verabschiedeten wir uns für 2 Wochen von unserem besorgten Chef. Nach ein paar stolzen Fotos von uns mit unserem ersten Auto ging es dann viel zu spät los.
Unsere erste Fahrt führte uns ca. 100 Kilometer südlich von Kwinana in eine kleine grüne Seitenbucht, in welcher man sich kostenlos mit dem Auto hinstellen konnte. Nach dem ersten Aufbau unseres Bettes schliefen wir fast sofort ein und ruhten von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens.
Unser erster Stopp galt Bunbury, wo wir am Strand in unserem Auto auf unser relativ bequemen Sitzbank frühstückten. Danach genossen wir die Aussicht am Strand, den Aussischtsturm von welchem man ganz Bunbury überlicken konnte und die Delfine im Discovery Center. Weiter ging es nach Busselton an der Westküste hinunter. Dort besuchten wir den Strand mit seinem glitzernd klarem Wasser und die berühmten 4 Häuschen auf einem Jetty.
Weiter ging es zu einem weiteren wunderschönen Strand, den wir nur durch Zufall auf Wiki Camps (DER Überlebens-App in Australien) gefunden hatten. Leider war dieser besetzt von einer kleinen Party von AUDI, die sogar richtige Indianerzelte hergerichtet hatten für ein spezielles Klientel. Da wir natürlich nicht zu diesem Klientel gehörten, gingen wir ein klein wenig an der bewaldeten Küste entlang.
Der nächste Halt war die Gegend um Margaret River. Dort gab es viel Sonne, viel Grün, Wasser, Weinanlagen und Höhlen. Letzteres nahmen wir genauer in Augenschein. Wir gingen in die erste Höhle, die Mammoth Cave. Diese war so ausgeleuchtet, dass es geordnet, schummrig und geheimnisvoll zugleich wirkte. Wir bekamen Kopfhörer, die uns interessante Fakten auf bestimmten Etappen des Weges lieferten. Es gab unendlich viele kreative Höhlenformationen und wir waren einfach nur begeistert. Nachdem wir zum Tageslicht zurückgekehrt sind, waren wir so gefangen von der tropfenden, stillen Unterwelt, dass wir gleich beschlossen noch 2 weitere Höhlen anzuschauen.
Und los gings. Die zweite Höhle war viel kleiner als die Erste, hatte aber trotz dessen ihre Schönheit und Einzigartigkeit. Die Lake Cave war eine niedrige Höhle, in welcher wir einen motivierten Guide an die Seite gestellt bekamen. Der Weg führte neben einem stillen dunklen See entlang. Stalaktiten und Stalakmiten kämpften mit kuriosen Formationen um die Aufmerksamkeit der Touristen. Das Wasser des Sees tropft in so einer langsamen Geschwindigkeit durch die Decke, dass manche Tropfen sich an anderen festgewachsenen Tropfen verkeilten. Somit bildete sich beispielsweise auf der Oberfläche des Sees ein großes Tellergebilde. Nach einiger Zeit sank der Wasserspiegel und das Gebilde hängt nun in der Luft. Unser Tourguide führte uns zum Ende der Höhle und spielte mit dem installierten Licht, sodass das Gebilde und die ganze Athmosphäre besser zur Geltung kam. Als weiteres Highlight wurden alle Lichter in der Höhle gelöscht und wir waren nur noch von vollkommener Schwärze und vereinzelten zu hörenden Tropfen umgeben. Keiner traute sich zu sprechen.
Die letzte Höhle war riesig. In dieser Höhe waren alle Gebilde zu finden, die in den anderen Höhlen auch gab und mehr. Es war bunt ausgeleuchtet, riesig und zahlreiche durcheinander geflochtene, nasse und komische Tropfengebilde. In der Haupthöhle hing eine Baumwurzel, die anscheinend über die Jahre soweit nach unten gewachsen ist, um Wasser zu finden, dass sie nun die 10 Meter von der Decke bis zum Böden der Höhle überwunden hatte. Weiterhin gab es Gebilde dies aussahen, wie Wasserfälle oder richtig beleuchtet, wie Korallen im Meer. Lasst eure Phantasie über die Bilder fliegen.
Nach einem ereignisreichen Tag ging es weiter zum nächsten Schlafplatz, welchen uns Wikicamps bereitwillig lieferte.
Weiter ging es Richtung Süden zu weiterer wundersamer Natur. Wir fuhren in ein dicht bewaldetes Gebiet, wo man schon vereinzelt am Waldrand erkennen konnte, was auf einen zukommen wird. Sie wuchsen riesig in die Luft mit einem sehr beidruckenden Umfang – Die Mammutbäume. Wir fanden fast sofort den Baum mit dem größten Umfang und hatten sehr viel Freude uns in diese alte Riesenlegende hereinzustellen und spaßige Fotos zu schießen. Die Ungetüme können bis zu 70 Metern hochsprießen. Die Australier kreiierten einen Weg auf Metallgebilden in den Kronen der Mammutbäume, der sogenannte Tree Top Walk. Dieser war ca. in Bus zu 40 Meter Höhe aufgebaut. Später gab es einen kleinen Walk, wo auch Kevin sich in einen der Bäume hineinstellte und ich ziemlich lange über das Photoergebnis Tränen lachen konnte. Erfreut euch an den Fotos.
Nachdem wir die grüne Baumpracht bewundert hatten, ging es weiter zum Strand mit Sonne, klarem Wasser und kleinen krabbelnden Überraschungen. Die Elephant Rocks sind sehr große, runde Steine die am Ufer eines wunderschönen Strandes im Wasser dümpeln. Wir atmeten die frische Luft, wanderten umher und fanden in einer kleinen Niesche vereinzelte kleine 6-beinige, orangefarbene Krebse. Nun war natürlich der Ehrgeiz und die Euphorie geweckt, ob wir es schaffen gute Fotos in Großaufnahme zu schießen. Ich verdrehte, krabbelte und rutschte auf den Steinen herum worunter sich die Krebse versteckten. Und nach viel Geduld kann ich behaupten, dass ich Erfolg hatte.
Weiter die Südküste entlang erreichten wir nun Albany – eine kleine ruhige Stadt am Wasser. Unsere ausgesuchten Highlights waren ein historisch bedeutendes Schiff und eine Sandelholzfabrik.
Für Schiffinteressierte: Die Amity (das Schiff) war eine Kopie des untergegangenen Originals, welches als Handels- und Entdeckungsschiff für ca. 39 Jahre diente. Sie wurde im Jahre 1816 in Canada gebaut und besegelte die Welt über Amerika, England, Australien und Asien. Die erste europäische Gruppe siedelte an der Südküste Australiens, heute Albany, im Jahre 1826. Nach langem Gebrauch des Schiffes und vieler weiteren Besatzungen bestehend aus gehobenen Männern, Familien, Tieren und Handelsgütern lief das Schiff infolge eines Sturmes an der Küste Tasmaniens 1845 auf Grund. Die Besatzung überlebte, aber das Schiff war nicht mehr zu retten. Heute steht es als Symbol für eine der Entdeckungen der Südküste Australiens als Kopie in Albany und lässt sich mit in einem in seiner Rolle aufgehenden Guide als ein interessantes und hübsches Schiff bezeichnen.
Für Wundermittelinteressierte: Die Sandelholzfabrik gab uns einen Einblick in die Farmwirtschaft und Besonderheit dieser speziellen Baumspezies und ihres gewonnenen kostbaren Öls. Sandelholz ist in sehr vielen Kosmetik- und Gesundheitspräparaten zu finden und hat einen eindringlichen, für die meisten Menschen, wohlriechenden Geruch. Es wird in der Hälfte aller Parfüms als Basis oder Festiger anderer Geruchsmittel hinzugefügt. Man findet es weiterhin in Cremes, Räucherstäbchen und wird in der chinesischen Heilpraktik verwendet. Die Gläubiger des indisches Hinduismus platzieren eine weiße Sandelholzpaste bei bestimmten Ritualen auf Stirn, Nacken und Brust. Des Weiteren bringt laut Hinduismus Sandelholz einen näher zu Gott. Ihren Ursprung findet der Sandelholzbaum in Australien (größter Hersteller), in Kununurra und östlich von Perth (WA), Indien und weiteren Südwestasiatischen Ländern. Die zwei Hauptsorten sind das australisch-trockene Sandelholz und das indisch-tropische Sandelholz.
Man gewinnt das wertvolle, milchig-weiß aussehende Sandelholzöl von den Wurzeln und Stümpfen der Bäume. Nachdem ein Sandelholzbaum ca. 15 Jahre gewachsen ist, kann man mit der Ernte des ganzen Baumes beginnen. Da die Bäume Wurzelparasiten sind, stehlen sie mit ihren Wurzeln das Wasser und wertvolle Mineralien von der umgebenden Fauna. Dadurch bestehen die Sandelholzfarmen nicht nur aus Sandelholzbäumen, da sie sich sonst gegenseitig die lebensnotwendigen Stoffe nehmen würden. Als Konsequenz ist nur jeder fünfte Baum auf diesem Farmen ein Sandelholzbaum, wodurch die Farm sehr wild und bunt aussieht.
Nach diesem informativen Ereignis musste ein bisschen Action und wieder echte Natur in unser Leben kommen. Wir fuhren zum Cape Le Grand National Park. Laut den Informationen gab es dort ein paar Berge, Wanderwege und Strände. Natürlich war ich umgehend dafür einen Berg zu besteigen. Somit wanderten bzw. kletterten wir den “Frenchman Peak” nach oben. Der Weg war schon nicht ohne kleinere Schwierigkeiten, wie der stetig zunehmende Wind und die konsequente und hartnäckige Steigung. Nach etwa 45 Minuten anstrengendem Bergwandern mit einer zurückgelegten Höhe von ca. 262m erfreuten wir uns in einem gefühlt halben Tornado an der 360° Aussicht. Es hatte sich gelohnt. Überzeugt euch selbst.
Für die Nacht suchten wir uns wieder ein stilles Wikicamp-Plätzchen. Unsere nächste Station war Esperance. In diesem Städtchen war 1 Woche zuvor ein riesen Feuer ausgebrochen, bei dem die Menschen in diesem Gebiet sogar per SMS informiert wurden, dass Esperance evakuiert wird. Zum Glück war das Feuer schon einige Tage gelöscht, sodass keine Gefahr mehr bestand. Als Frühstücksort fuhren wir zu einem Aussichtpunkt, von welchem man ganz Esperance überblicken konnte. Da der Wind auch hier etwas heftig war verkrochen wir uns ein bisschen in unserem gemütlichen Van. Auch bekamen wir Besuch von ein paar garstigen Vögeln, die Kevin mit seinem Salamitoast in der Hand sehr spannend fanden. Danach befuhren wir den Esperance-Coast-Loop und bewunderten dort den rauhen Strand und die interessant aussehenden Steinformationen drum herum.
Als kleine Zwischenstation suchten wir uns ein kleines Plätzchen, an welchem wir etwas zu Essen zubereiten und große Steine erkunden konnten. Die Dundas Rocks lagen ziemlich versteckt im Busch, waren an sich nicht überwiegend spannend gewesen, wären sie nicht über und über mit Inschriften versehen worden. Wir machten uns einen Spaß daraus, die älteste Inschrift zu finden. Die Bilder zeigen unseren Erfolg.
Nach Esperance und unseren geschichtlich angehauchten Riesensteinen fing eine meiner Herausforderung an der Südküste an. Wir mussten den Nullarbor durchqueren. Der Nullarbor ist eine sehr lange Wüstengegend und besteht fast ausschließlich aus Hitze, Straße, Sand und kniehohem Busch. Nach einer kleinen Küstenregion, welcher einen atemberaubenden Ausblick bot, war die Zivilisation für ca. 2 Tage so gut wie ausgestorben. Das Spannenste waren die gelegentlichen Straßenschilder, mit denen es für Backpacker Tradition ist, ein Selfie zu machen, zum Beweis, dass man vor Ort war. Und nicht zu vergessen sind natürlich die gelegentlichen Kangaroos, die über die Straße hoppelten. Diese Tiere sind zwar sehr süß, aber gelegentlich auch ziemlich dumm. Eines dieser Geschöpfte, schaffte es, als es schon fast die Straße überquert hatte, vor Angst vor unserem Auto umzudrehen und die ganze Straße wieder zu überqueren. Kühe waren dort manchmal nicht besser. Zu unserem großen Erstaunen sahen wir sogar eine Emu-Familie. Leider raste ich gerade mit 110 Sachen über die Autobahn, womit es sich schwierig gestaltete kurz einmal anzuhalten. Aber zur Beruhigung aller, ich habe kein Tier überfahren.
Als einen kleinen Pausenort suchten wir uns eine alte Telegraphenstation, welche von den Jahren nur noch aus einzelnen Mauern umgeben und infiltriert mit feinem Sand war. Wir spaßten etwas herum und versuchten uns in Pose zu stellen. Weiterhin gibt es in Australien zur Belustigung und Ablenkung von den langen Fahrwegen einige Themenbäume am Wegesrand. Kevin fand die Idee eines Teddybärbaumes sehr amüsant. Somit hielten wir an diesem. Mir war dieser Baum nicht ganz geheuer. Erstens, wer hängt denn bitte Teddybären an einen Baum mitten Irgendwo im Nirgendwo. Schlussfolgerung: Nur sehr seltsame Menschen. Und zweitens, warum denn bitte gruselige, abgegriffene, dreckige Teddybären, die in einer Horrorgeschichte genau den gleichen Effekt hätten wie ein Clown. Aber bildet euch bitte eine eigene Meinung.
Nach unglaublich vielem Starren auf die Straße, vielen kleinen sehr heißen Orten, gelegentlichen Müdigkeitanfällen und 1200 km später kamen wir endlich am Ziel an. Um dieses ganze Unterfangen noch schwieriger zu gestalten, bestand ein Stück dieser Strecke aus 143 Kilometern geradeaus. Man kann sich vorstellen, wie sehnlich ich mir damals eine Kurve gewünscht habe.
Als nächster Besichtigungsort kam wieder einmal die einzigartige Natur, die Australien zu bieten hat, auch wenn man nicht weiß, wie das zustande kam. Die Murphys Haystack war eine interessante Steinformationsgruppe in welchen Fliegen in den schattigen Zwischenräumen der Steine umhersurrten. Aber durch den Einfall der Sonne und der Wolken auf diese riesigen Steine und Kevin auf den Fotos sind die Bilder ziemlich gut geworden.
Vor dem wiederkehrenden Grün schauten wir uns noch 2 kleinere Attraktionen an. In Kimba, einem kleinen Dorf, gab es Statuen, die zu Ehren des Entdeckers Edward John Eyre erstellt wurden. Er war der erste der von Sydney bis nach Swan River (Jetziges Perth) reiste und erkundeten. In Iron Knob, der nächste kleine Ort, war es so windig und staubig, dass wir dachten, es könnte jeden Moment ein Feuer ausbrechen. Das ist natürlich nicht geschehen. Dieser Ort verdiente seinen Namen an dem Rieseneisenvorkommen, welches 1899 das erste Mal abgebaut wurde. Der Abbau stoppte im Jahre 1998. Die Mine wird jetzt nur noch dafür genutzt, um Touristen die Geschichte der Mine sowie das frühere Arbeitsleben näher zu bringen. Leider gab es an unserem Tag keine Führung wegen schlechtem Wetter…
Der nächste nun etwas grünere Ort mit mehr Zivilisation als die letzten 3 Reisetage zusammen war Port Douglas. Dort waren um die 40°. Wir versuchten so wenig wie möglich Zeit draußen zu verbringen, weil dies kaum ertragbar war. Somit landeten wir am Ende im Visitor & Exhibition Center. Dort gab es ein sehr schönes Museum, welches die komplette Geschichte Australiens (zum Teil aus der Sicht der Aborigines) vom Urknall bis zur heutigen Zeit beinhaltet. Dies wurde wunderbar mit kleinen Filmen, Aushängen zum Lesen, Ausstellungsstücken zum Inspizieren, interaktiven Dingen und Dekorationen bzw. Lichtern für die richtige Athmosphäre realisiert. Natürlich stellte ein großer Teil des Museums die Geschichte der Aboriginies da. Diese sind sozusagen die Ureinwohner Australiens, die Australien vor den Europäern bewohnt haben.
Aboriginies: Diese Menschen lebten damals (so wie auch heute noch teilweise) in der Natur und bekamen natürlich nichts von der Modernen Zeit mit. Sie lebten ein einfaches Leben mit der Natur, ihrem Glauben und Geschichten. Zu nahezu jedem Berg, Gorge und Gewässer gibt es eine heilige Geschichte wie die Natur Australiens entstanden ist. Ihr Überleben sicherten sie sich mit Jagen, Sammeln und Wandern bei ihren speziell bedeutenden 6 Jahreszeiten. Als die Europäer kamen, siedelten diese in Australien, bestellten und übernahmen das Land. Sie verdrängten die Ureinwohner, beuteten sie aus und gaben Ihnen die Droge namens Alkohol. Heutzutage haben Aboriginies ein eher schweres Leben, da sie nach meiner Einschätzung nie ganz von dem Alkohol weggekommen sind (Sie reagieren wegen der Genetik anders auf Alkohol). Sie hängen auch heute noch zwischen der europäischen und ihrer eigenen Kultur fest. Sie leben meistens in Armut, hängen auf den Straßen in Grüppchen herum und können sich schwer anpassen. Australien hat es inzwischen geschafft ihre Geschichten und Kultur zu würdigen und sie auch Touristen näher zu bringen. Zusätzlich gibt es im Northern Territory sogar ein Stück Kontinent, welches heiliger Aboriginieboden ist und welches von Europäern nur mit besonderer Erlaubnis besucht werden darf. Dies ist nur eine sehr kurze Zusammenfassung der Aboriginiegeschichte. Wer mehr lesen möchte, kann einfach im Internet sich intensiver damit beschäftigen. Leider durften wir im Museum keine Fotos knipsen.
Der einzige Ort, an dem es auf unserem Roadtrip geregnet hat, war Aidelaide. Es war schon ein kleines kaltes und nasses Wunder nach der ganzen vollkommen trockenen Hitze. Erstmal überfordert mit der großen Stadt fuhren wir mit etwas Stress Richtung Botanic Garden. Zum Glück gab es einen Außen- und einen Innenbereich, sodas wir erstmal nicht zu nass wurden. Kleine Dschungelurwälder, Ranken und vereinzelte Vögel bevölkerten eins der Glashäuser. Ein anderes bestand nur aus Kakteen. Die Grünanlage im Freien war natürlich auch sehr sehenwert, aber überzeugt euch selbst.
Unser nächstes eher lustiges Abenteuer war das Hahndorf. Hahndorf ist das deutsche Dorf in Australien.
Für Geschichtsinteressierte: Im Jahre 1838 kam das Schiff “Zebra” mit ca. 200 Flüchtlingen an der Südküste Australiens an. Der Kapitän des Schiffes war Dirk Meinert Hahn, der von den Flüchtlingen und ihrem Auswanderungswillen so beeindruckt war, dass er Ihnen grundlegendes Land und Kapital zusprach. Zum Dank seiner Hilfe benannte man das Dorf nach ihm.
Dort gibt es Läden, die versuchen traditionelle deutsche Küche, Wurst und Bier zu verkaufen. Es gab Shops, in denen man nur deutsche Produkte erwerben konnte und sogar Bäckereien, in denen es richtiges dunkles Brot gab. Wir schlenderten die Straßen entlang, erfreuten uns an dem schönen Wetter und hübschen kleinen Cafés. Dort steht sogar eine christliche Kirche. Zusätzlich zu dieser ganzen Deutsche-Dorf-Kuriosität kam eine Schulklasse in den Ort, um sich die Geschichte und Verbindung mit Deutschland anzuschauen. Einer der Schüler versuchte sogar mit uns Deutsch zu reden. Wir fühlten uns wie lebendig gewordene Geschichte und sehr besonders.
Nach den deutschen Spuren im spannendem Australien packte mich einmal wieder die Energie und wir fuhren nach Cleland, wo wir uns auf die Aussichtsplattform des Mount Lofty stellten, welche der Start für eine kleine Wander-Herausforderung war. Es ging 4 Km relativ steil nach unten, um am Ende als Belohnung die Sicht auf den harmonischen „Waterfall Gully“ zu bekommen. Nachdem das geschafft war, machten wir uns daran den kleinen Berg im Cleland Conservation Park wieder nach oben zu straucheln. Viel Keuchen, zeitweiligen Aufgeben und immenses Schwitzen später erblickten wir glücklicherweise den anfänglichen Aussichtspunkt. Als Belohnung für den harten Weg nach oben, gab es auf dem Rückweg zum Auto sogar eine kleine tierliche Überraschung.
Unsere letzte und mit Abstand beste Station unserer Reise war der Grampians National Park (Berge und Natur). Wir landeten in der Mitte in einem kleinen Ort, wo wir Informationen zu den Wanderwegen aus dem Informationszentrum ergattern. Total motiviert ging es nun einen 4-stündigen Walk. Wir wanderten über sandige Wege, Steine und Treppen hoch und runter mit viel grüner Natur und frischer Luft um uns herum. Manche Stellen waren sehr steil und damit auch eine abenteuergefüllte sportliche Betätigung. Als wir an der Bergspitze ankamen waren wir ziemlich kaputt, aber der Ausblick in 300 Metern Höhe lohnte sich. Leider mussten wir jetzt den ganzen Weg wieder bergabwärts wandern. Das Wetter war perfekt, wir am Ende sehr erschöpft und viel Kangaroo- und Naturfotos reicher. Am Abend suchten wir uns einen freien Schlafplatz versteckt zwischen Bäumen. Auf dem Weg sahen wir so viele Kangaroos, wie noch nie zuvor. In der Dämmerung erblickten wir eine ganze Armee auf einer riesigen Wiese stehend. Am Abend hörten wir nachts sogar einen Uhu. Leider konnten wir ihn nicht entdecken.
Der darauffolgende Tag wird immer ein Erlebnis fürs Leben bleiben. Unser Tag fing schon einmal damit an, dass mir ein Kangaroo im Abstand von 3 Metern vors Auto sprang. Ich konnte leider nicht so schnell reagieren, in dem ich bremste oder komplett ausweichte, dass ich es gar nicht erwischte. Wir hörten einen lauten Rums und spürten einen Ruck als sich der Hintern des Kangaroos mit unserer Motorhaube traf. 3 ellenlange Sekunden später schaffte ich es mit rasendem Herzen anzuhalten. Das Auto hatte keinen Schaden genommen und das Kangaroo war nicht zu finden. Ich hoffe, es lebt immer noch ein fröhlich hüpfendes Leben.
Nach dieser adrenalinhochtreibenden Begegnung ging es mit viel Vorsicht weiter zu unserem eigentlichen Ziel. Wir hatten uns für diesen Tag eine Freelancerkletterin gebucht, die ihre eigene komplette Ausrüstung hatte, sehr locker und symphatisch war und uns in das (wie ich das nenne) Naturklettern einführte. Sie kannte die Grampiansstelle sehr gut und kletterte die Routen immer vor. Dort schlug sie selbstbewusst Haken in die Wand um die Karabiner mit dem Seil dort einzuhängen. Danach mussten wir an die Wand. Dort gab es keine bunten Klettergriffe und –trite, wie in einer üblichen Kletterhalle. Man musste sich den Weg selbst in dem rauen Stein suchen. Glücklicherweise war dies einfacher, als ich am Anfang dachte. Kevin war noch nicht ganz so vertraut mit dem Klettern, aber meisterte auch so gut wie jede Wand in etwas mehr Zeit. Der Ausblick und der Stolz, wenn man eine Route geschafft hatte, ist natürlich nicht zu vergleichen, als wenn dies in der Halle geschieht. Auch gab es oben angekommen eine kleine andere Besonderheit als in einer Kletterhalle. Wir mussten den ganzen Weg auch irgendwie wieder herunterkommen. Zum Glück gab es dafür meistens kleine Abkürzungen, sodass der Weg herunter keine riesige Kletterpartie wurde. Unsere grandiose Kletterlehrerin musste die Strecke wieder herunterklettern, um ihre Ausrüstung einzusammeln, damit wir an einer anderen Stelle unsere Fähigkeiten auf die Probe stellen konnten. Zusätzlich lernten wir wie man das Seil bequem am Rücken zusammenband, sodass man es wie einen Rucksack mittragen konnte.
Nach mehreren Routen und viel Sonne gab es noch eine kleine Überraschung. Wir durften uns von einem 12-Meter-Abhang abseilen. Die Knoten wurden natürlich erst professionell an einem fest verankerten Stein befestigt, damit er unser Gewicht halten konnte. Der Abgrund war schon ziemlich angsteinflößend. Man musste sich immer mehr dem Rand nähern und stellt die Füße an die obere Kante mit dem Rücken Richtung Abgrund. Man hängt sozusagen fast über dem Abhang, aber die Füße tragen noch das eigene Gewicht. Nun kommt der schlimmste Moment. Man muss sein ganzes Vertrauen und Gewicht freiwillig in die Diagonale in das Seil legen. Und eigentlich möchte man das in diesem Moment überhaupt nicht, da man ja dann so gut wie in der Luft hängt. Schnelle, starke Herzschläge laufen durch den Körper je weiter du sinkst und mit den Füßen anfängst die Wand herunter zu laufen. Das Seil wird Stück für Stück durch den sichernden Karabiner geführt. Ungefähr auf der Hälfte fing es dann Spaß zu machen und ich stieß mich von der Wand ab und flog ein kleines bisschen durch die Luft. An einer Stelle hing man sogar komplett frei. Unten angekommen und mächtig stolz auf uns selbst, vollführten wir noch ein zweite Runde. Wir danken unser atemberaubenden Lehrerin für ihre Geduld, Zeit und das wunderbare Erlebnis.
Für die Nacht suchten wir uns eine Tankstelle, die auch für LKW’s geeignet ist, wo wir uns laut Wikicamps irgendwo an den Rand stellen konnten. Ein paar Menschen schauten etwas irritiert, als wir unsere ganze Küche und Stühle auspackten und erstmal gemütlich Essen kochten. Da wir am nächsten Tag unser Auto abgeben mussten, suchten wir verzweifelt ein Hostel oder Hotel zu finden, welches uns aufnehmen konnte, aber durch ein Konzert von Ed Sheeran waren alle Hostels komplett ausgebucht. Beruhigender weise fanden wir eine andere Lösung.
Am nächsten Morgen kamen wir an unserem Ziel Melbourne an. Dort gaben wir unser Auto an einer Leihstelle ab und waren somit wieder vollgepackt mit Gepäck und völlig unflexibel. Wir ließen uns vom Bus zum Flughafen bringen und verbrachten dort die Nacht. Wir hatten unsere Schlafsäcke und Kissen. Warm war es sowieso und Platz auf einem Stück Teppich fanden wir auch. Da manche Menschen zwischen ihren Flügen teilweise bis zu 12 Stunden oder mehr Wartezeit haben, war es überhaupt kein Problem es sich dort auf dem Teppich gemütlich zu machen.
Alles in allem waren es 2 sehr actionreiche Wochen, wie man unschwer an den Mengen der Bilder und der Masse des Textes erkennen kann. Wir haben viel gelernt auf unserem Weg, sodass wir uns zum Beispiel für unser richtiges Auto einen Kühlschrank kaufen wollten und keinen Eski, den man jeden Tag mit $5 Einspackungen auffüllen muss. Außerdem erkannte ich, dass das Auotfahren doch machbar ist, ohne in Panik zu geraten. Viele Eindrücke und Campingerfahrungen reicher flogen wir zurück nach Perth, wo wir von unserem Chef abgeholt wurden, der immens glücklich war, dass wir wieder da waren.
PS.: Nach einem langwierigen Gespräch, haben wir uns entschieden nach 2 Jahren und 4 Monaten schon zurück zu fliegen (5 Monate früher). Wir wollen wieder nach Hause und unsere Freunde und Familien wiedertreffen sowie das tuen worauf wir gerade Lust haben. Und mit Energie und Produktivität unser Leben weiterführen, studieren und unsere Leidenschaften wieder richtig ausleben. Somit wird unser Rückflug Mitte bis Ende Februar 2017 erfolgen. Reisen ist auch später im Leben nochmal möglich. Für mehr Informationen könnt ihr uns einfach anschreiben.
Dieser Blog wird weitergeführt bis wir alle Erlebnisse, bis einschließlich Februar, mitteilen konnten. Also wird es weiterhin viel zu lesen geben.
Das ist ja wieder ein ausführlicher und spannender Bericht Eurer Abenteuer. Und Laura war ja ganz schön mutig, in einem fremden Land nach so langer Zeit wieder ein Auto zu fahren. Toll, toll, toll
Nun freuen wir uns auf ein Wiedersehen im Februar und Eure mündlichen Erzählungen. Für die restliche Zeit noch viele schöne Erlebnisse und Frohe Weihnachten!
Liebe Grüße ans andere Ende der Welt von Oma und Opa aus Berlin